Holodomorr

Gedenktag für die Opfer des Holodomor

Der Holodomor war eine Massenhungersnot, die in den Jahren 1932–1933 auf dem Gebiet der Sowjetukraine stattfand.

Diese künstlich herbeigeführte Hungersnot, verursacht durch die Politik der sowjetischen Regierung, insbesondere durch Stalins Kollektivierung und die Beschlagnahmung von Lebensmitteln, führte zu Millionen von Todesopfern in der ukrainischen Bevölkerung. Der Holodomor gilt als eine der größten Tragödien des 20. Jahrhunderts und wurde von mehreren Ländern, darunter die Ukraine, Kanada, die USA und zahlreiche europäische Staaten, als Völkermord anerkannt.

 

Alexander Wienerberger, ein österreichischer Ingenieur und Fotograf, spielte eine entscheidende Rolle bei der Dokumentation des Holodomor. Seine Fotografien gehören zu den wenigen glaubwürdigen visuellen Zeugnissen dieser Tragödie und sind von unschätzbarem Wert für das historische Gedächtnis.

 

Wienerberger arbeitete in den Jahren 1932–1933 als Chemieingenieur in Fabriken in Charkiw, Ukrainische SSR. Während des Holodomor wurde er Zeuge des massenhaften Hungers und seiner schrecklichen Folgen. Trotz der strengen Kontrolle durch die sowjetischen Behörden gelang es ihm, heimlich Fotografien anzufertigen, die die brutale Realität des Hungers dokumentierten: ausgezehrte Körper, lange Brot-Schlangen, Armut und den Tod auf den Straßen von Charkiw.

 

1934, als Wienerberger über die Tschechoslowakei nach Österreich zurückkehrte, konnte er diese Aufnahmen aus der Sowjetunion schmuggeln. Diese Fotografien wurden zu einer der wichtigsten Quellen für visuelle Beweise über die Tragödie, da in der UdSSR das Fotografieren von Hungernden streng verboten war.

 

Später wurden Wienerbergers Fotografien in Europa veröffentlicht und waren Teil des Buches Ewald Ammende: “Muss Russland hungern?” (1935). Dieses Werk war eines der ersten Versuche, die internationale Gemeinschaft auf den Holodomor aufmerksam zu machen.

 

Seine Fotografien sind bis heute eine der wenigen dokumentarischen Quellen, die das Ausmaß des Holodomor belegen. Sie werden weiterhin in wissenschaftlichen Arbeiten, Ausstellungen und Gedenkveranstaltungen verwendet, die an die Opfer des Holodomor erinnern.

 

Diese Bilder spielten eine Schlüsselrolle bei der Verbreitung von Informationen über den Holodomor außerhalb der Sowjetunion und trugen dazu bei, die sowjetische Propaganda, die die Hungersnot leugnete, zu entlarven.

 

Nach seiner Rückkehr nach Europa setzte Wienerberger seine Arbeit als Ingenieur fort, vermied jedoch öffentliche Diskussionen über seine Rolle bei der Dokumentation des Holodomor, um sich und seine Familie vor möglichen Repressalien zu schützen.

 

Heute wird Alexander Wienerberger als eine der Schlüsselfiguren in der Dokumentation des Holodomor anerkannt. Sein Name ist untrennbar mit der Wahrheit über eine Tragödie verbunden, die die sowjetische Regierung zu vertuschen suchte. Sein Vermächtnis bleibt durch die Fotografien erhalten, die weiterhin in akademischen Arbeiten und Ausstellungen genutzt werden.

 

Die Hauptursachen des Holodomor lagen in der Politik der Kollektivierung, der erzwungenen Enteignung von Getreide und anderen Lebensmitteln von Bauern sowie in Reisebeschränkungen, die es den Hungernden unmöglich machten, außerhalb ihrer Regionen nach Nahrung zu suchen.

 

Die tragischen Konsequenzen dieser Maßnahmen führten zum Tod von schätzungsweise 3 bis 7 Millionen Menschen. Die sowjetische Regierung leugnete die Hungersnot und unterdrückte jegliche Versuche, Informationen über die Tragödie zu verbreiten.

 

In Österreich finden heute regelmäßig Veranstaltungen statt, die den Opfern des Holodomor gewidmet sind. Die ukrainische Vereine in Österreich spielt eine aktive Rolle dabei, die österreichische Gesellschaft über die Ereignisse der Jahre 1932–1933 aufzuklären.

 

In Wien werden Gedenkaktionen, Ausstellungen und Vorträge zum Holodomor organisiert, um das Bewusstsein für diese Tragödie zu schärfen. 

 

Österreich bleibt eine wichtige Plattform für Diskussionen über historische Erinnerung und Menschenrechte im Zusammenhang mit solchen Tragödien wie dem Holodomor.


(Bild von A.Wienerberger, Wikipedia)